Ausgerechnet im Supermarkt. Zwischen Frischeregal und Gewürzen. Im banalsten Moment trifft mich Trauer. Nein, nicht Trauer, eher ein Gefühl von Verlust, von Leere. Wie ein Schatten steht er da: ein Mann etwa so groß wie ich, aber mit einem fußballgroßen Bauch. Steht einfach nur da und starrt auf einen Stapel spanischer Dauerwurst. Oder eher hindurch. Wie abwesend. Ein Mann in Schwarz, ein schwarzer Mann. Einer, der auf den ersten, irritierenden Blick so aussieht wie einer, den ich kenne. Kannte. Er ist es nicht. Kann es gar nicht sein. Denn der, für den ich ihn in dieser Schrecksekunde hielt, ist tot.
Verlust
Hand in Hand
Jeden Stein, jede Pfütze, die der Regen in diesen Tagen immer wieder füllt, kennt er. Warum nur geht er trotzdem diesen Weg? Erst runter, recht steil sogar, dann oberhalb des Dorfes im Tal an den wenigen tristen Häusern in Hanglage vorbei, aus denen kein Leben dringt, kein Geräusch, einer Totensiedlung gleich, und wieder hoch über eine Kurve, den ganzen Weinberg in Serpentinen bis zu seinem Ziel ganz oben, das auch der Anfang ist. 4,6 Kilometer Bewegung und Draußensein, mehr aber auch nicht. Jeden Tag schließt sich der Kreis in seiner piekfeinen Siedlung, seinem abgehalfterten Haus, dem Schandfleck der Nachbarschaft. Nur heute ist etwas anders. Das ahnt er aber noch nicht.
missing btw
nichts an allem ist mehr btw
nichts mehr zwanglos
nichts mehr leicht
#partyverbot
nicht mehr belanglos sein
wie mein freund der mir verrät
dass er mit seiner bürstenhaarwäsche
die fingernägel reinigt
#maskenpflicht
nicht mehr sicher sein
ob die frau im zug gegenüber lächelt
und wenn sie lächelt
wie sie lächelt
#ausgangssperre
nicht mehr spüren
wie sich stille über den weinberg senkt
die erhabene des sternenweiten alls
nicht die der gruft daheim
#reisewarnung
nicht mehr kerosin riechen
ohne die sorge dass dies nur ein traum
nur der rauch des grillanzünders
nebenan sein könnte
nichts ist mehr geil oder cool
nichts mehr krass nur krass
alles ist lame
Verlassen
Was ich dir gab gibst du
Zurück wie eine alte Haut
Als wäre nur noch Last
Was uns einst fliegen ließ
Was du mal Liebe nanntest
Ist doch nicht raus aus mir
Prallt jetzt nur ab läuft leer
So wie alles und noch mehr
Wer lädt mich wieder auf
Die Welt die nur mit dir
Die beste aller möglichen
Nun jedoch unmöglich ist
Ausklang
Weihnachten ist rum. Silvester wird einsam. Das Draußen ist annähernd zum Drinnen geworden. Mehr noch als im Mai, als mir dieser Gedanke erstmals kam. Zum Jahresausklang ist vieles noch unglaublicher geworden, besonders im „Musterländle“. Baden-Württemberg macht dicht: Schon um acht Uhr abends werden wir eingesperrt, weggesperrt. Weiterlesen
Liebe und Vergessen
Sie liebte ihn seit langem. Heimlich. Ohne sein Wissen. Lange Zeit hatte es nicht sein dürfen. Der Mann war verheiratet und außerdem war sie seine Haushälterin. Weiterlesen
Alles drin
Weit aufgerissene Augen
Heftiges Schlucken
Zittern
Sein Rucksack ist weg
Da sei alles drin
Alles?
Auch sein Leben?
©Martin Bensen
Vergessen
Du lieber Mensch dein Lächeln
Ist nicht von dieser Welt
Zuletzt ist dieser Blick
Nur das des Kindes das du warst
Du lieber Mensch dein Geist
Ist lang nicht mehr in dir
Zuletzt hat dein Gefühl
Wie auch die Liebe dich verlassen
Du lieber Mensch dein Leben
Ist am Ende wie am Anfang
Zuletzt wird alles nichts
Doch vorher lächelt das Vergessen
Kuss und Schluss
Ein Junge sitzt dort auf der Mauer
Lässt seine Beine lässig baumeln
Dazwischen steht ein keckes Mädchen
Zerrt seinen Kopf wild zu sich ran
Sie küsst ihn stürmisch hält ihn fest
Bedeckt Gesicht und Haar mit Küssen
Da verliebt sich dieser stolze Junge
In ihre herzhaft-süße Zärtlichkeit
Sie hält ihn noch ein Weilchen fest
Doch irgendwann erlahmt ihr Schwung
Und ehe er es recht begreift
Reißt sie sich los und ist davon
Fort
So verlor ich dich
Aus den Augen
Aus dem Sinn
Verliere dich nun ganz
Alter Freund aus guten Tagen
So kommst du wieder
In meinen Sinn
In mein Herz
Lebst darin fort
Guter Freund aus alten Tagen