Wenn er je einen Freund hatte, dann ihn. Ein Lichtblick unter den grauen Gestalten der Nachtschicht. Dabei war ein Job bei der Post nicht das schlechteste, zumal für einen Studenten wie Gabriel. Zehn Stunden die Woche reichten ihm für sein Budget. Allein sechs davon arbeitete er zwischen Mitternacht und Montagfrüh. Richtig zur Sache ging es nur in der ersten und in der letzten Stunde: erst Pakete in die Rollwägen mit den Postleitzahlen, später im Betriebshof alles in die gelben Transporter. Zwischen Hektik und Hektik lagen fast vier Stunden Leerlauf, die die Männer im kargen, neonhellen und überheizten Pausenraum verbrachten. Zeit, die sich endlos dehnte – bis Daniel auftauchte. Daniel, sein einziger Freund in diesen leeren Nächten. Damals ahnte Gabriel nicht, was mit ihm geschehen, was Daniels Geschenk auslösen würde – Jahrzehnte später, als ihm dieses seltsame Buch wieder in die Hände fiel. Weiterlesen
Geheimnis
Das blaue Haus
Er weiß nicht mehr, wie er hierher gekommen ist. Auch nicht, woher. Und wer er ist. Vieles an dieser merkwürdigen Geschichte erscheint fantastisch. Aber ist sie deswegen weniger wahr als das, was die Menschen in ihrem Leben und in dieser Welt dafür halten? Weiterlesen
Liebe meines Lebens
Wie lange habe ich Rebecca nicht gesehen? Jetzt sitzt sie tatsächlich vor mir. Wir haben uns den stillsten Winkel des Cafés ausgesucht. Frischer Kaffee dampft in unseren Tassen. Doch wir wollen uns nicht den Mund verbrennen. Um ehrlich zu sein: Wir können uns nicht satt sehen aneinander. Dabei müssen sich unsere Blicke noch aneinander gewöhnen, zögernd, fast schüchtern, suchen wir den lieben Menschen aus vergangenen Tagen. Zehn Jahre ist es her, dass Rebecca mich verlassen hat, uns verlassen hat. Jetzt, wo es mich zum Studieren in eine andere Stadt gezogen hat, das unverhoffte Wiedersehen. Ich weiß nicht, ob es Zufall war oder ob sie nach mir gesucht hat. Jedenfalls stand sie plötzlich vor mir, als ich mein Rad aufschließen wollte. Weiterlesen
Das Karwendel-Geheimnis
Es war ihr Lächeln. Ein Lächeln, das nicht zu den traurigen Augen passte. Sie hatte ihn nur kurz angeblickt. Nein, eigentlich hatte er nur kurz aufgeblickt. Zu sehr war er damit beschäftigt gewesen, nicht auszurutschen. Gerade an der steilsten Stelle war der geschmolzende Schnee zu einer Eisbahn geworden. Nur mit Mühe und mit Hilfe des verwitterten Handlaufs schaffte er es. Weiterlesen
Traum in der Tram
War was? Irritiert löste ich meinen Blick vom Display meines Smartphones und ließ ihn durch das Abteil wandern. Hatte zwei Sitze vor mir nicht eben noch ein Mann gesessen? Ausgestiegen sein konnte er nicht, die Straßenbahn hatte gar nicht angehalten. Weiterlesen