Die über allem thronen (Gastein)

Reisesplitter IV

Über allem thronen die, denen es an nichts mangelt, nicht ganz auf dem Gipfel, dem nur kargen und schroffen, zu weit droben, den man gut im Rücken wissen kann, weil sie doch so hoch thronen, dass sie über die Baumwipfel hinweg ins Tal blicken können, auf die Spielzeughäuser, die Matchboxautos in einem schrägen Spinnennetz von Straßen, mittendrin eine kleine gelbe Kirche mit spitzem Turm, der sich hoch gen Himmel reckt und doch längst nicht die überragt, die über allem thronen, denen es an nichts mangelt, die auch eine Krise überstehen, was nicht ausgemacht ist für die da unten,
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Timeout

Warum kann ich ihn nicht festhalten
Diesen Moment in dem ich alles weiß
In dem mein Geist die Welt umreißt
Wenn ich mitten in meinem Alltag
Aus der Zeit
Falle

Fasse
Ich dann zu
Verliere ich den magischen Moment
An einen schalen Hauch von Leere
Die mein Alltag restlos wieder füllt
Mit Trägheit und Vergessenheit

©Martin Bensen

Morgens

Auf dem Bahnsteig brandet
Das Meer der Masse Mensch
Schier endlos ist der Strom
Gesichter grau und matt

Harte Sohlen trommeln
Ihr Staccato auf Asphalt
In gleichem Takt marschiert
Das Koffer Rollkommando

So entleert sich dieses Heer
In die Stadt der Glasfassaden
Der Soldat auf Position
Für eine neue Datenschlacht

©Martin Bensen

 

Schlaf noch schön

Dreh dich ruhig um und schlaf noch schön

Auch morgen geht die Sonne auf
Dreht sich die Welt in ihrem Lauf
Weckt der Wind verträumte Seen
Liebkosen Bienen Orchideen

Auch morgen gehen Lichter aus
Erdulden müde Pendler Staus
Und später von Computertischen
Gehen Brunnenvergifter Menschen fischen

Auch morgen ist auf diese Welt Verlass
Schürt der Wind des Wechsels großen Hass
Wünscht die Mehrheit sich es wäre bald
Erwacht die jetzt noch schläfrige Gewalt

Dreh dich ruhig um und schlaf noch schön

©Martin Bensen