Traumgesichte (VI)

Endlich klappt es mit dem Laden. Lange hat eine Freundin von uns gesucht, gefeilscht und sich mit den Behörden herumgeschlagen. Heute sitzen wir zum ersten Mal in ihrer „Waffles Bakery“. Nein, nicht in dem neuen Lokal, sondern draußen. Es ist eine laue Nacht hier in Manhattan, die Außenbeleuchtung ist noch nicht installiert. Nur eine nackte Glühbirne hängt da, aber New York hat immer genügend Licht für alle. Weiterlesen

Gerüche

Die Werbung hat nicht zu viel versprochen. Ich habe es mir gekauft, den Flakon aufgeschraubt, auf den Zerstäuber gedrückt, den Duft direkt auf die Brust gegeben, wie früher, als meine Haut noch jünger, noch ganz glatt und ohne Behaarung war, appetitlicher, und als mein Schweiß noch anders gerochen hat, strenger vielleicht, nach Testosteron, weshalb ich mir jetzt über die Wirkung nicht sicher sein konnte. Weiterlesen

On demand

„Darf ich fragen, ob es noch lange dauert?“ Peer erschrickt selbst über den ungehaltenen Ton in seiner Stimme. Weshalb regt er sich auf? Hat er nicht alle Zeit der Welt?
„Darf ich Sie noch einen Moment um Geduld bitten? Frau von Langenbach hat noch zu tun.“ Die Hausdienerin scheint Übung im Umgang mit Gästen wie ihm zu haben, so kühl und distanziert, wie sie ihn abfertigt. Berufserfahrung, denkt Peer und ist zugleich befremdet davon, dass es diesen Beruf noch gibt, sogar jene Uniform, die er eigentlich nur aus alten Filmen kennt oder vielleicht noch von Kellnerinnen in altmodischen Cafés. Überhaupt kommt ihm die Situation unwirklich vor, aber er hat es so gewollt. Wer kann schon behaupten, je in diesem Haus gewesen zu sein? Weiterlesen