Schreibend fragte ich mich jüngst
Was dieser Dunkelmodus bringt
Wie grässlich Dark Mode klingt
Nach Trauer, Pestilenz und Tod
Es schützt das weiße Dokument
Solange es den Bildschirm füllt
Den dunklen Spiegel ganz verhüllt
Vor meinem schwarzen Widerschein
©Martin Bensen
Monat: August 2019
Liebesdroge
In trüben Wintern bin ich süchtig nach Heu
Dann reiße ich die Tüte auf und rieche mir
Mit seinem Duft den einen Sommer zurück
Und das Licht der reinen Liebe in mein Herz
©Martin Bensen
Endstation Bäckertheke
Die Tasse längst geleert
Auf dem Teller noch
Ein Bissen zum Bleiben
Bis die Theke schließt
So sitzen drei Gestalten
Je an einem Bistrotisch
In der dunklen Nische
Gleich an der Besenkammer
Vorn im hellen Licht
Regt sich noch Broterwerb
Das Leben hier macht
Dort den Winkel tot
Macht sie zu Zombies
Die nichts mehr erwarten
Oder bestenfalls noch das
Was vom Tage übrigbleibt
©Martin Bensen
Alles drin
Weit aufgerissene Augen
Heftiges Schlucken
Zittern
Sein Rucksack ist weg
Da sei alles drin
Alles?
Auch sein Leben?
©Martin Bensen
Alt werden
Ob ich eine Krankenfahrt gebucht habe, will der Taxifahrer wissen, sieht dann, wie ich zu meinem Auto gehe, dreht sich wieder zum Eingang des Dialysezentrums, das gleich neben dem Supermarkt liegt.
Ich verneine noch blöd, stutze, sehe mich plötzlich mit den Augen des Fahrers, wie ich weißhaariger Mittfünfziger nach vorne gebeugt, weil auf mein ihm verborgenes Handy blickend, mehr schlurfe als gehe.
So hielt er, der deutlich Ältere, mich wohl für älter als ich bin, vielleicht für verwirrt, nicht mehr auf Ballhöhe, für einen seiner üblichen Fahrgäste, meist hochbetagt, hinfällig, auf Hilfe angewiesen.
Alt bist du – du bist alt, mit diesem Mantra fahre ich heim, sehe unterwegs einen kurzatmigen Alten an der Hauswand lehnen, einen spindeldürren Grauschopf humpelnd joggen.
An der roten Ampel sitzt im Auto neben mir ein Fahrer mit lichtem Haar, der mit leerem Blick nach vorne starrt, vielleicht wie ich sinniert, was war, und schließlich lustlos weiterfährt.
©Martin Bensen