Flieg du Kleine
Flieg und träume
Flieg und träume dich
In ein neues größeres Leben
Monat: Mai 2021
missing btw
nichts an allem ist mehr btw
nichts mehr zwanglos
nichts mehr leicht
#partyverbot
nicht mehr belanglos sein
wie mein freund der mir verrät
dass er mit seiner bürstenhaarwäsche
die fingernägel reinigt
#maskenpflicht
nicht mehr sicher sein
ob die frau im zug gegenüber lächelt
und wenn sie lächelt
wie sie lächelt
#ausgangssperre
nicht mehr spüren
wie sich stille über den weinberg senkt
die erhabene des sternenweiten alls
nicht die der gruft daheim
#reisewarnung
nicht mehr kerosin riechen
ohne die sorge dass dies nur ein traum
nur der rauch des grillanzünders
nebenan sein könnte
nichts ist mehr geil oder cool
nichts mehr krass nur krass
alles ist lame
Alter Mann
Die Stadtbahn ist schon wieder zu voll. Viel zu voll für diese Zeit – für diese Zeiten. Da nützen auch keine Masken. Wie gut, dass ich bereits geimpft bin. Prio 2, Risikogruppe – die Zipperlein eben. Noch bin ich keine sechzig. Ein Jahr bleibt mir noch. Ein weiteres verlorenes Jahr? Ich gebe zu: Dieser runde Geburtstag ist eine Bank, eine Schlachtbank. Mit sechzig ist man alt. In zehn Monaten werde ich ein alter Mann sein. Endgültig. Unabänderlich. Die Grauzone bekommt ein neues Mitglied. Sieh dir das Gruselkabinett doch an: Wie Zombies sitzen sie da, stumm, ausdruckslos, ihre schlaffen Leiber nur in Bewegung durch die ruckelnde Bahn. Die Masken verbergen nur wenig von dem Elend. Die Bahn hält. Niemand steigt aus, eine alte Frau drängt herein. Meine Chance! Weiterlesen
Nichts anderes
Nichts anderes ist Glück
Als dich
Wenn du freudestrahlend
Dem Regen trotzend
Ihn auch genießend
Auf mich zurennst
Bedingungslos
Zu lieben
Spanner
Er ist ein Spanner, das sagt er selbst. Kein Grund, sich beschimpfen zu lassen, meint er. Er stehe dazu, denn es tue niemandem weh. Vielleicht seiner Frau, wenn sie von seinen geheimen Gedanken wüsste, seinen seelisch-sinnlichen Abwegen. Aber sie ist auch kein Unschuldsengel, weißgott nicht. Weiterlesen
Schutzmaske
Wir sind bereit. Die Gasmaske – „Wie heißt das, Soldat?!“ „ABC-Schutzmaske!“- schneidet mir in die Haut, die beiden Sichtfenster beschlagen. Das Atmen fällt mir schwer. Ich verfluche dieses Scheißding. Gut, dass wir nicht rennen müssen, nicht durch hohes Gras robben. Diesmal nicht. Diesmal geht es in den ABC-Übungsraum. „Gaskammer“ raunen die Rekruten pietätlos, einer gluckst was von „Café Eichmann“. Ich hasse diesen zynischen Jargon. Hasse mich selbst, nicht den Kriegsdienst verweigert zu haben. Wie unwürdig das alles ist.
Regen (II)
Tropfen tropfen nicht nur so
Hier trommeln sie auf Blech
Dort prasseln sie durch Blätter
Zerplatzen auf der Straße
Zerstieben in alle Richtungen
Zerfließen zu langen Strömen
Klatschen weiter dahinein
Peitschen meine nackte Haut