Laken

Weiße Laken wehen im Wind
Wolkenfahnen, Himmelsblau
Das Fenster hat drei Ecken
Das Dach ist spitz vom Hospiz

Sein Laken bauscht sich nicht
Noch liegt er schwer darauf
Doch als die Nacht sich senkt
Weht sein Laken mit ihm fort

©Martin Bensen

Fenster

Vor meinem Fenster steht ein Baum
Gelbe Blätter zittern im Wind
Noch nicht bereit loszulassen
Mich in Ruhe zu lassen

Hinter meinem Fenster sitze ich
Kann den Blick nicht lösen
Von diesem Blattgewimmel
Das Blatt Papier ist leer

Gegen mein Fenster weht Schnee
Klebt daran und macht es blind
Meine Gedanken wimmeln
Aber finden nicht hinaus

©Martin Bensen

Ein heiliger Abend

Wiederentdeckte Weihnachtsgeschichte aus dem Jahr 2000

„Heilig Abend – erheiternd und labend. Noch eins, Herr Wirt!“ Das zynische Lächeln gefror dem Gast am Tresen im Gesicht. Noch immer waren seine Hände taub vor Kälte, eine eisige Böe drückte gegen die Fenster der kleinen Kneipe. Jeder Schluck spülte ihn weiter fort von diesem unglückseligen Abend, der doch so schön begonnen hatte. Weiterlesen

Widerhall

Er musste sich zwingen wegzusehen, doch er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr wenden. Sie sah ihr so ähnlich, jener Frau, die er sich immer erträumt hatte, die er geträumt hatte, fast war es, als würde ein Traum wahr, mehr noch: als hätte er diese Frau selbst erschaffen. Nur, warum erwiderte sie seine Blicke nicht, spürte sie denn nicht dieses Band zwischen ihnen – ein Band, das vielleicht schon immer da war? Weiterlesen

In Träumen

In Träumen kann ich fliegen
Ist mir weder warm noch kalt
Schmecke ich und rieche nichts

In Träumen bin ich dumm
Ich sehe aber denke nicht
Weiß nicht dass ich träume

In Träumen treib ich willenlos
Alles geschieht von ganz allein
Nichts was ich selbst erschaffe

In Träumen sehe ich Menschen
Doch ihre Körper erkenn ich nicht
So müssen es wohl ihre Seelen sein

©Martin Bensen