Song

Ein schöner Augenblick, ein letzter Blick zurück
Du hast mich angeschaut, mir den Verstand geraubt
All die Jahre, die vielen Tage, sind so voll von dir
Es erleben, das volle Leben, nur mit dir – nur wir

Mit dir zu sein, heißt frei zu sein
Deine Zeit in meiner Zeit
Die Zeit zu zweit
Unsere Ewigkeit

Auf dem Weg ins Glück bleibt ein Stück von mir zurück
Es ist nicht für dich, ein Rest vom Ich, das anders war
All die Jahre, die neuen Tage, brauch ich nur noch dich
Es erleben, das volle Leben, nur mit dir – nur wir

Mit dir zu sein, heißt frei zu sein
Deine Zeit in meiner Zeit
Die Zeit zu zweit
Unsere Ewigkeit

–  Solo auf Strophe –

Mit dir zu sein, heißt frei zu sein
Deine Zeit in meiner Zeit
Die Zeit zu zweit
Unsere Ewigkeit

Ein Text von 2017 – die Melodie habe ich auch irgendwo. Wenn ich sie finde, könnte ein Song daraus werden.

©Martin Bensen

Das Ding

Hier etwas „Kafkaeskes“ – was man nicht alles so nennt … Eine Geschichte, inspiriert von der großartigen Kafka-Serie in der ARD von Daniel Kehlmann und David Schalko. Viel Deutung, viel Suche – durchaus vage Spuren zum Ausnahmedichter Franz Kafka. Und eine mögliche Erklärung: „Die Verwandlung“ als albtrauminspirierte Umsetzung realer väterlicher Aversion gegen den jiddisch sprechenden Schauspieler Jizchak Löwy, den der alte Kafka als „Ungeziefer“ bezeichnet. So weit geht diese Geschichte hier nicht, und doch kann schon eine Abweichung vom Normalen, ein Ding an einem Menschen monströs erscheinen, ihn in Gänze entstellen – und unmöglich machen …

Als Herr Beh eines Morgens aus traumlosem Schlaf erwachte, fand er sich schwitzend in seinem Bett vor. Nichts bedeckte seinen vollständig nackten Körper, die Bettdecke lag am Boden, und dennoch fühlte sich seine Haut heiß und feucht an, ein abgestandener, säuerlicher Geruch erfüllte den Raum, und Herr Beh entstieg dem nassen Laken seines Bettes, überwand einen kurzen Schwindel und stellte sich im Bad gleich unter die kalte Dusche.
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Wo sonst (Island)

Wenn nicht hier wo sonst
Klafft die Hölle auf Erden
Erbricht sie stinkend Glut
Erstarrt zu Stein zu Staub

Nicht einfach schwarz ist er
Glitzernd wie ein Sternenmeer
Schimmert blau im Gletscher
Moos beklebt die Berge grün

Kleine Pferde in der Weite
Goldgelb das Wintergras
Der Himmel auf Erden ist
Wo sonst wenn nicht hier

©Martin Bensen

L wie Loser

Was für eine Schnapsidee! Alles. Er ist komplett nass. Das Handy! Es war auch unter Wasser. Verdammt! Er hat extra nur das Smartphone mitgenommen, die Hotelkarte in die Schutzhülle gesteckt. Falls er einen Herzinfarkt bekommt, weiß man schnell, wer er ist, kann man … Nein, Anhörige verständigen, fällt aus. Seit Freitag hat er keine mehr. Nicht mal mehr die eine. Sie hat ihn verlassen. Als er es endlich begriffen hatte, ist er geflohen, erst wollte er zum Flughafen, in die Wärme fliegen. Dann tat er sich so leid, dass er sich lieber an einem einsamen, grauen Strand sehen wollte. Jetzt ist er da – und klitschnass.
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Kreislauf des Lebens

Jahrein, jahraus das gleiche Spiel: Immer zum Ende blickt alles zurück, erinnert sich, stößt uns mit der Nase drauf – es gibt kein Entkommen, außer vielleicht am Nordpol, in der Wüste oder  – mit viel Willenskraft – im  digitalen Entzug, im Kloster oder an einem Ort, zu einer Zeit, in der man ganz bei sich sein kann. Denn wenn ich mich gar nicht erinnern will? Einfach nur leer sein, einfach auslaufen will?
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Ah geh (Herbst)

Am grauen Himmel rasen
Düstere Wolkenfetzen
Wie Rauch von einem Brand
Wie Pulverdampf im Krieg

Noch leuchtet Herbstlaub
Gelb, rot – wie frisches Blut
Bald stehen kahle Birken
Gerippen gleich – bleich, tot

Letzte Blüten wie Tränen
Rinnen erschöpft zu Boden
Werden Erde, Humus, Dreck
Was mal war, ist ewig weg

Deine Währung, mein Freund,
Sind Sommer, warmes Mittendrin
Herbste nicht, Winter, Frühlinge
Nur eine steht für Tod? Ah geh …

©Martin Bensen

Irrlichtern

Heißa welch ein Summen
Ein mannigfaltig Brummen
Hassgelenkter Wörterstampf
Rechtsgedrehte Haberei
Zum Schein nur Trübgefunzel
Ein Fackellauf von Fakes
Im Schlafe wandeln Schafe
Lichtern irr und wirr umher
Und Nacht umdunkelt wieder
Was ans Licht gezerrt gehört

©Martin Bensen

Sylvie (Concarneau)

Heiß, viel zu heiß. Das war so nicht ausgemacht. Bretagne geht anders. Dachte er. Ist den langen Weg gefahren, weil er genau dem entfliehen wollte: der sengenden Hitze, die seit Wochen über dem Süden Deutschlands hängt. Der allem zusetzenden Trockenheit. Der lähmenden Trostlosigkeit. Hier an der Nordküste wollte er die bretonische Brandung spüren, rau und ungestüm. Frisch. Er hat auf das Tosen des Meeres gehofft, auf Gischt an Felsen, das Heulen des Windes, darauf, dass sich die Zunge endlich vom Gaumen löst, sei auch Salz auf den Lippen, dass das Wetter bretonisch ist – ruppig und kalt. Solcher Art scheint aber nur die Katze zu sein, die ihn unvermittelt anfaucht. Weiterlesen