Er musste sich zwingen wegzusehen, doch er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr wenden. Sie sah ihr so ähnlich, jener Frau, die er sich immer erträumt hatte, die er geträumt hatte, fast war es, als würde ein Traum wahr, mehr noch: als hätte er diese Frau selbst erschaffen. Nur, warum erwiderte sie seine Blicke nicht, spürte sie denn nicht dieses Band zwischen ihnen – ein Band, das vielleicht schon immer da war? Weiterlesen
Monat: November 2018
Erlösung
Fast liebevoll streicht der Gast mit dem Sockel seines Bierglases über eine auf seinem Bierdeckel ins Straucheln gekommene Eintagsfliege, bei sich murmelnd, dass man sie doch auf jeden Fall erlösen müsse. Mit dem nächsten Schluck hat er das kleine Wesen auch schon wieder vergessen. Der Wirt stellt ihm ein frisches Pils hin, kratzt mit seinem Kugelschreiberstrich die winzige, kaum mehr sichtbare Leiche vom Deckel und spendiert den Gästen am Tresen endlich eine Runde Pfefferbeißer, worauf sich die eingetrübte Stimmung im Lokal sofort löst und weitere Biere geordert werden.
Satt
Früher trieb der Hunger
Den Aufstand der Massen
Gegen die wenigen Satten
An gelangweilten Höfen
Heute nährt die Langeweile
Der satten Allgemeinheit
Den Hunger nach Krieg
Im gehässigen Netz
Geschmäcker
Versüßen
Will ich dir das Leben
Versalzen
Werd‘ ich nur mein Essen
Versauern
Sollst du aber wenn du
Verbittert
Bist trotz meiner Liebe
Münsterland Blues
In trüben Schlieren fällt der Himmel
Auf die schwere schwarze Erde
Legt den Schleier des Vergessens
Über ausgelaugtes Sommergrün
Da vorne auf dem Stoppelacker
Krakeelen Krähen um das letzte Korn
Von Westen her weht herber Wind
Erfüllt die Luft mit Gülle-Pest
Bleiern legt sich der November
Über umgepflügtes müdes Land
Löscht das Licht der leichten Zeit
Und macht die Welt westfalengrau