Trilliarden feinster Wassertropfen
Umnebeln den kühlen Morgen
Leicht wie Luft das Tröpfchen
Allesamt ein schwerer Dunst
So hebt die Sonne scheinbar
Mit Licht den grauen Vorhang
Tröpfchen werden unsichtbar
Sind jedoch noch immer da
©Martin Bensen
Herbst
Fenster
Vor meinem Fenster steht ein Baum
Gelbe Blätter zittern im Wind
Noch nicht bereit loszulassen
Mich in Ruhe zu lassen
Hinter meinem Fenster sitze ich
Kann den Blick nicht lösen
Von diesem Blattgewimmel
Das Blatt Papier ist leer
Gegen mein Fenster weht Schnee
Klebt daran und macht es blind
Meine Gedanken wimmeln
Aber finden nicht hinaus
Kein Herbst
In Haufen welken Laubs
Sein Spiel ins Abendrot
Der erst noch kommen soll
Vor dem Winter
Vor dem Winter ragen kahle Äste
In den grauen Himmel
Der Wind reißt letzte Blätter mit
Auf den nassen Boden
Das heiße Blut der Leidenschaft
Ist endlich abgekühlt
Die Kraft des Lebens weicht zurück
Es fällt in tiefen Schlaf
Was haderst du mit diesem Lauf
Treibst weiter Blüten aus
Zur Unzeit kommt dein Widerstand
Im Eis wird er erstarren
(Kein) Herbstlied
Herbst du Zeit der Neige
Du fades Zwischenspiel
Lass nur alles fallen was
Uns lieb und teuer war
Herbst du Zeit der Fäulnis
Du schaler Rest vom Fest
Lass nur das verwesen was
Uns Genuss und Leben war
Herbst du Zeit des Abschieds
Du blasser Abgesang
Lass nur das verklingen was
Dir nie ein Lied sein wird
Winterfest
Als der Sommer sich zum Herbst verfärbte
Der mit bunten Düften für sich warb
Mich trügerisch in goldener Wärme wiegte
Um mich doch dem Winter auszuliefern
Packte ich meine verrückte unmögliche Liebe
In eine luftdichte Hülle aus Klarsichtfolie
Aus der ich doch nur weiter sehnend sah
Wie aus meinen Tränen Eisblumen wuchsen
Herbst ist laut (Luxusvariante)
Durch Laub fährt raschelnd mein Rad
An Villen und Gärten vorbei
Wo Aufsitzmäher, Sägen und Gebläse
Unter herrschaftlicher Aufsicht
Hinter schalldichten Fenstern
Lautstark den Herbst abwehren
Leiser surren die Reifen jetzt
Dem Kampfeslärm davon
Auf einen Herrn im Smoking zu
Der charmant im Wiegeschritt
Champus und Rosen im Arm
Singend den Herbst begrüßt
Herbst ist laut
Während bunte Blätter leise zu Boden schweben
Röhren Motorsägen lustvoll in saftigen Stämmen
Dröhnen Laubbläser tumb gegen moosige Zäune
Wühlen Traktoren träge auf staubigen Feldern
Scheppern Anhänger tanzend auf löchrigen Straßen
Während müde Bauern träge das Heu einholen
Hängen Häupter lustlos über den Lenkern
Stehen Pferde still im Stall
Schnauft ein Hund leise im Hof
Fällt das letzte Laub rasch zu Boden