Wenn er je einen Freund hatte, dann ihn. Ein Lichtblick unter den grauen Gestalten der Nachtschicht. Dabei war ein Job bei der Post nicht das schlechteste, zumal für einen Studenten wie Gabriel. Zehn Stunden die Woche reichten ihm für sein Budget. Allein sechs davon arbeitete er zwischen Mitternacht und Montagfrüh. Richtig zur Sache ging es nur in der ersten und in der letzten Stunde: erst Pakete in die Rollwägen mit den Postleitzahlen, später im Betriebshof alles in die gelben Transporter. Zwischen Hektik und Hektik lagen fast vier Stunden Leerlauf, die die Männer im kargen, neonhellen und überheizten Pausenraum verbrachten. Zeit, die sich endlos dehnte – bis Daniel auftauchte. Daniel, sein einziger Freund in diesen leeren Nächten. Damals ahnte Gabriel nicht, was mit ihm geschehen, was Daniels Geschenk auslösen würde – Jahrzehnte später, als ihm dieses seltsame Buch wieder in die Hände fiel. Weiterlesen →