Sie verteilen Pizzaschachteln, tauschen sie ein paarmal hin und her. Ich kriege keine. Ich weiß ja, dass mir Weißmehl nicht gut tut, aber wenigestens fragen hätten sie mich können. Wann haben sie sich abgesprochen? Das sollen Freunde sein? Sind das überhaupt meine Freunde? Ich erkenne ihre Gesichter nicht. Missmutig gehe ich weiter, lasse die mit der Pizza hinter mir zurück.
Ich befinde mich auf einem Markt in einer Fußgängerzone, keine Ahnung in welcher Stadt. Die Atmosphäre wirkt holländisch. Links von mir ruft jemand. Eine Männerstimme, sie meint mich. Sie kommt von einem Stand mit Süßigkeiten, ich sehe schwarze Haufen, meine Lieblingslakritze mit der Zuckerfüllung in verschiedenen Farben. „Alles für Dich, mein Freund, greif zu!“ Heiseres Lachen, Gelächter auch um mich herum. Sie machen sich lustig. Über mich. Aber wieso wissen alle, was nicht gut für mich ist? Ich beschleunige meine Schritte.
Dann ist jemand an meiner linken Seite. Ich spüre eine Hand an meiner Hüfte. Mein Arm legt sich wie von selbst um die fremde Taille. Wir rücken zusammen, während wir weitergehen. Die Frau neben mir lächelt mich an. Sie ist groß und kräftig. Ihr Gesicht ist schön, der Mund rot geschminkt. Überhaupt ist sie stark geschminkt. Die Frau ist deutlich jünger als ich, trägt einen blau-weiß melierten Strickmantel und eine ebensolche Mütze, aus der rötliches, glattes Haar fällt, das ihr bis zur Schulter reicht. Sie ist mir vertraut, aber ich kenne sie nicht. Alles wirkt jetzt vertraut, ihr Lächeln, die leicht rote Nasenspitze, ihr Wölkchenatem, unser Gleichschritt durch die sonnige Kälte.
„Wer bist du? Und warum sind wir so… ?“
„Vertraut?“ Sie lacht. „Weil du so schlank geworden bist. Ich mag das.“ Ihre Stimme ist weich, doch sie spricht mit hartem Akzent, der slawisch klingt.
„Kennen wir uns denn?“
„Ist das wichtig? Mein Freund kennt nur noch Alkohol.“
Jetzt lachen wir beide, aus voller Kehle lachen wir, biegen uns albern nach hinten. Die tiefstehende Sonne lässt unsere Lachwolken glitzern.